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ROLLSTUHLCLUB VORARLBERG

Flax löst Ticket für die Paralympics in Tokio

Ereignisreiche Tage liegen hinter Rollstuhltennisspieler Thomas Flax vom RC ENJO Vorarlberg: Am Mittwoch, 30. Juli wird der Nationalteamspieler vom Land Vorarlberg für seine Erfolge bei Turnieren in den USA als Behindertensportler des Jahres 2020 ausgezeichnet. Nur wenige Stunden später ereilt ihn die Nachricht, dass er bei den Paralympics in Tokio ab 27. August im Einzel und Doppel Österreich in Japan vertreten wird.

„Ich war gerade auf dem Weg zu den Staatsmeisterschaften ins Burgenland, als es klingelte. Es hieß, dass ich mal rechts ranfahren und meine Emails checken solle“, beschreibt der 37-jährige Dornbirner die bangen Minuten, auf die er knapp drei Jahre hingearbeitet hat. Neben der professionellen Trainingsausrichtung standen für den Marketingangestellten in dieser Zeit nicht weniger als 31 Vorbereitungs- und Qualifikationsbewerbe in 13 Ländern auf dem Turnierplan. „Das dichte Programm spielte ich in 15 Monaten, dann kam Corona und trotz der Verschiebung der olympischen Spiele sah es lange Zeit ganz gut aus für meinen großen Traum.“ Am letzten Turnierwochenende allerdings verliert der Vorarlberger beim ITF-Future-Turnier in Zagreb direkt in der ersten Runde gegen den Brasilianer Gustavo. Sein unmittelbarer Konkurrent, der Grieche Stefano Diamantis, zieht an gleicher Stelle ins Endspiel ein und parallel dazu gewinnt in Peru überraschend Raphael Madeiros (ebenfalls Brasilien) den Titel und einen Haufen Punkte für die Rollstuhltennis-Weltrangliste. Flax rutscht im letzten Moment vom sicheren 46. noch auf den 48. Platz zurück und muss fortan auf eine Wild-Card hoffen.

Auf der Autobahnraststätte wenige Kilometer vor München spielen sich emotionale Szenen ab: „Auf dem Handy öffnete ich die E-Mail von ÖTV-Präsident Magnus Brunner. Im Auto neben mir saß Freundin Lena und der Herr Papa hielt es am Rücksitz kaum mehr aus. Ich las nur den ersten Satz, ein Stück weiter unten erkannte ich noch meinen Namen und das wars. Tränen, Freude. Allein dieser eine Moment, war die Sache schon Wert.“ Mit Turniersiegen im bayrischen Büchlberg, Toronto und Zürich im Jahr 2019 ist der Grundstein gelegt. Ebenso wichtig ist die Rückkehr nach einer zweimonatigen Reha-Pause, nachdem Flax sich im Finale von Chicago beim Stand von 2:4 eine schwere Ellbogenverletzung zuzieht. Für die Quali rollt Flax insgesamt für 132 Matches auf den Platz, 45 Siege im Einzel und 42 Erfolge im Doppel stehen am Ende 35 Niederlagen gegenüber. Die erhoffte Wild-Card hat das Aushängeschild vom Rollstuhlclub schlussendlich seinen 6 Titeln im Doppel zu verdanken, die er allesamt bereits 2019 feiert: Mit seinen Nationalteamkollegen gewinnt er 2019 in Bayern, Ungarn und Niederösterreich (an der Seite von Josef Riegler), in Kärnten mit Martin Legner, in der Türkei zusammen mit Nico Langmann und auch in England mit Philipp Fielding (ein gebürtiger Bregenzer) zeigt Flax, der nach einem Unfall 2007 mit dem Mountainbike auf Brusthöhe gelähmt ist, seine Qualitäten im Doppel. Den sechsten Titel feiert er bei den Birrhard Open gemeinsam mit dem Belgier Ivan Kindt.

Ohne die finanzielle Unterstützung von den Sponsoren des RC ENJO Vorarlberg, diversen Förderungen, dem erfolgreichen Crowdfunding für den neuen Sportrollstuhl im Dezember 2018 und den Gönnern aus dem familiären Umfeld wäre aus dem Traum – einmal bei paralympischen Spielen aufzuschlagen – aber nichts geworden, ist sich der Messestädter sicher: „Der teilweise intensive Trainingsumfang und die vielen Reisen hat einiges an Kohle verschlungen. Mit den Preisgeldern allein kommt man da nirgends hin, das ist höchstens ein gutes Taschengeld. Besonders stolz macht mich aber, dass ich meinen Arbeitsplatz nicht aufgeben musste und ich das ganze Projekt mit großer Unterstützung in Teilzeit durchziehen konnte.“

Auf weitere Turniereinsätze noch vor dem Abflug nach Tokio am 20. August verzichtet Flax ganz bewusst. Die täglichen Trainingseinheiten mit Campus-Trainer Max Bodensteiner auf der Anlage des UTC Dornbirn und die professionelle Betreuung im Olympiazentrum „quasi direkt nebendran“ seien für ihn alles, was er nun noch brauche: „Es gibt für einen Sportler wohl nichts Schöneres, als mit einem Olympia-Ticket in der Tasche zu trainieren.“

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